MacBook Air

Mein Apple PowerBook G4 ist seit Anfang 2005 quasi ununterbrochen im Einsatz. Es hat damit deutlich länger gehalten als alle Notebooks, die ich zuvor im Einsatz hatte. Aber seit einigen Monaten möchte ich ganz dringend ein Upgrade machen. Eigentlich hatte ich schon mit dem Erscheinen von Leopard auch auf ein lohnendes Hardware-upgrade gehofft – wurde aber von Steve versetzt, so dass ich aufgrund der Gerüchte um eine neue Notebookgeneration die Kaufentscheidung immer weiter hinausgeschoben habe.
Heute war es nun auf der Macworld 2008 endlich soweit – das Macbook Air wurde vorgestellt. Die offiziellen Infos von Apple sowie ein erster Blick von macrumors machen mir nun wider erwarten die Entscheidung nicht leicht! Das ist schade – ich habe soooo lange gewartet und nun kommt das MacBook Air und ich bin nicht wirklich überzeugt….

Ich hatte gehofft, dass es einen Nachfolger des betagten MacBook Pro geben würde – oder zumindest ein grosses Hardwareupgrade. Nicht umsonst ist das MacBook Pro aufgrund seines lange unveränderten Produkt-zyklus bei Buyers Guid von macrumors auf “Don’t Buy – Updates soon” eingestuft. Aber statt des erhofften Upgrades oder eines Nachfolgers habe ich jetzt eher das Gefühl, dass Apple ein etwas aufgewertetes MacBook als Manager-Spielzeug auf den Markt gebracht hat. Ein Produkt, dass mich nicht 100% anspricht, nicht meine Anforderungen erfüllt und einfach nicht wie erwartet “top of the line” steht.

Klar das Design ist schick – sieht aus wie ein Ufo. Die Full-Size Tastatur kann mir gefallen (arbeite auch mit dem neuen Wireless Keyboard an meinem Poowerbook G4 und habe daran grossen Gefallen gefunden – trotz anfänglicher Skepsis gegenüber dem Sinclair ZX Spectrum ähnlichen Gummitasten). Endlich ist SSD bei Apple verfügbar (dafür hat sich das Warten gelohnt). LED Hintergrundbeleuchtung wäre für mich (G4) auch ein Fortschritt. Umweltverträglichkeit liesst sich gut. CPU Leistung geht in Ordnung. Aber dennoch bin ich nicht überzeugt zu kaufen – warum:

1. Die Batterie ist lt. Macrumors nur durch Apple zu tauschen (“Built-in battery is not user accessible”). Argh! Wie stellt Apple sich das vor? Bei einem “Wegwerf iPod” oder vielleicht gerade noch bei einem iPhone mag es hinzunehmen sein, dass die Batterie nur durch Apple selbst getauscht werden kann (wobei auch dies für mich ein Grund gegen das iPhone war und ich hierbei auch nur den Versuch sehe Drittanbieter fernzuhalten) – aber bei einem Notebook das mit wichtigen Daten gefüllt wird und das ununterbrochen verfügbar sein muss kann es nicht angehen, dass man sich nicht selbst mit einem Batteriewechsel bzw. Austausch behelfen kann – und sei es nur um die Laufzeit zu verlängern. Akkus altern nunmal viel zu schnell! Ich bin bisher bei keiner meiner Notebook-Generation mit nur einen Akku ausgekommen. Viel zu schnell sterben diese Dinger. Es ist in meinen Augen ein dicker Designfehler die Akkus fest zu verbauen. Wenn ich den Austausch nicht selbst vornehmen kann, dann ist das im Grunde ein absolutes “NO-GO”. Man stelle sich nur mal vor es gibt eine Rückrufaktion für die MacBook Air Akkus wie es z.B. vor einigen Monaten auch bei meinem PowerBook G4 Akku der Fall war…
Leider habe ich auf Apple nichts gefunden was darauf hindeutet, dass Macrumors falsch liegt. Apple hat eine FAQ Seite zu dieser Frage eingerichtet und gibt Infos zum Akku-Austauschprogramm heraus: 5 Tage dauert der Austausch, kosten wird es 139 Euro (als Symbol wird wohl fälschlicherweise Britische Pfund angegeben; aber das werden wohl € sein. Apple hat den Fehler auf der Seite inzwischen korrigiert.), 1 Jahr Garantie auf den neuen Akku.

2. Glossy Display: Ich mag es nicht wenn Displays spiegeln… Ich könnte gerade noch damit leben, weil ich zu 90% eh über einen zweiten Monitor als “Erweiterter Schreibtisch” in 1200×1920 (portrait Mode für viel Sourcecode auf einem Blick) arbeite. Die Auflösung 1920×1200 wird auch als max. Auflösung angegeben. Hier hätte ich einfach mehr erwartet.

3. Intel GMA X3100 Grafikprozessor mit 144 MB DDR2 SDRAM gemeinsam mit dem Hauptspeicher: Nicht gerade berauschend – wird das für SecondLive, FullHD Videos genügen? Mein G4 packt’s mit ATI Mobility Radeon 9700 und dedizierten 128MB nicht, kann dafür aber Dual-Link-DVI. Und 144 MB werden dann noch von dem ohnehin nicht erweiterbaren Hauptspeicher geklaut.

4. Kein Gigabit-Ethernet. Es gibt nur einen USB-Adapter für 10/100MBit Ethernet.

5. Kein Firewire.

6. Nur 2 GB (soviel habe ich meinem G4 bereits Anfang 2005 gegönnnt – zurecht). Nein, dass ist einfach zu wenig. RAM kann man nie genug haben insbesondere wenn man z.B. VMware Fusion laufen lassen will. Warum keine Option auf 4 GB? Und warum fest verbaut? Was wenn das RAM defekt ist?

7. Kein ExpressCard Slot. UMTS- und HSDPA-Lösungen gehen dann nur noch via USB – wie z.B. dieser hier.

8. Nur ein USB Port. Dieser würde bei mir bereits über den Ethernet-Adapter belegt werden. Würden über einen Hub noch weitere geräte dazu kommen (externe HDD) so ist die Bandbreite gleich voll belegt.

9. Nur analog Audio Ausgang. Keine Kombination aus optisch-digitalem Ausgang/Kopfhörerausgang.
Keine Kombination aus optisch-digitalem Eingang/Audioeingang. Nicht einmal ein analoger Audioeingang.

10. Kein Kensington Security Slot.

Für andere wäre es vielleicht nur ein “Nice to have” – aber für ein neues Apple Notebook sollte es eigentlich ein “Must have” sein: HDMI Interface mit HDCP-Support (sowas wird inzwischen sogar bei Lidl in die Targa-Notebooks eingebaut). Mit ensprechenden Adapter für DVI wäre der Micro-DVI Anschluss nicht nötigt gewesen. Der Rahmen um das verspiegelte Display könnte auch etwas gefälliger sein, die schwarzen Tasten sind vielleicht auch ein Streitpunkt – bei meinem PowerBook G4 und dem aktuellen MacBook Pro funktioniert die Tastaturbeleuchtung doch auch bei farblich weniger herausfallenden Tasten (silber). Ich sehe ein, dass ein optische Laufwerk als Option angeboten wird. Aber für meinen Geschmack wurden zu viele Ding unnötigerweise weggelassen (nur 1 USB Port, kein RJ45, kein wechselbarer Akku) die einfach das Notebook für die Gruppe der Geeks zunehmend uninteressant machen. Läuft das MacBook Air somit vielleicht sogar Gefahr als Status-Symbol abgestempelt zu werden?

Also eine verpasste Chance für Apple? Jedenfalls ist das MacBook Air nach dem ersten Betrachten für mich tatsächlich zur Luftnummer geworden: “Business people on the go maybe, as a developer I can’t use it.” Also heißt es für mein PowerBook G4 weiterhin durchhalten und nicht schlapp machen bis ein MacBook Pro Upgrade kommt – wahrscheinlich mit Blu-ray Drive, Multi-touch-Trackpad, optionalem SSD, schnelleren CPUs, und hoffentlich auch weiterhin unverspiegelten Displays, wechselbaren Akkus und all den vielen Anschlußmöglichkeiten wie FireWire800, Gigabit Ethernet etc, die die aktuelle Generation schon kennt.